EURO-PAVILLON


HINTERGRUND: Vom Werden der Idee für einen Euro-Pavillon
Benedikt Fehr

Vom Frühjahr 2018 an nahm ich Kontakt zu Frankfurter Lokalpolitikern und anderen Persönlichkeiten auf, um für meine Idee für einen Euro-Pavillon zu werben. Die Resonanz war überwiegend positiv und ermutigend. Einer der Politiker regte an, dass ich ein oder zwei Architekten um Entwürfe für solch einen Pavillon bitten solle, um die Debatte zu unterfüttern und die Phantasie anzuregen. Tatsächlich fanden sich – vielen Dank! - zwei Frankfurter Architekturbüros bereit, mich zu unterstützen.
Professor Dipl. Ing. Architekt Michael Schumacher vom Büro schneider+schumacher Planungsgesellschaft GmbH, der an der Universität Hannover einen Lehrauftrag hat, beauftragte im Wintersemester 2019/20 seine Master-Studenten, Entwürfe für einen Euro-Pavillon zu entwickeln. Als Standort war ausschließlich der Goetheplatz/Rossmarkt vorgesehen. Drei studentische Teams nahmen die Aufgabe an.
Von Frankfurter Politikern wurde mir allerdings signalisiert, dass der Standort Goetheplatz/Rossmarkt kurzfristig auf keinen Fall in Frage komme. Möglicherweise könne es aber zu einer Diskussion über die Neugestaltung des Rossmarkts kommen, wenn der dem Rossmarkt benachbarte neue Hochhauskomplexes „The Four“ einmal fertiggestellt sei.
Dipl. Ing. Architekt Andreas Derkum vom Frankfurter Büro TEK TO NIK Architekten und Generalplaner GmbH, der an der Frankfurter University of Applied Sciences einen Lehrauftrag hat, brachte die Idee für einen Euro-Pavillon im Sommersemester 2020 zusammen mit Prof. Dipl. Ing. Jean Heemskerk in eine Lehrveranstaltung des Bachelor-Studiengangs ein. Als mögliche Standorte wurden wiederum der Goetheplatz/Rossmarkt genannt, ferner der Pavillon-Anbau am „Eurotower“, dem früheren Sitz der Europäischen Zentralbank in der Frankfurter Innenstadt. Dieser existierende Pavillon hätte umgestaltet und möglicherweise aufgestockt werden sollen. Den Studierenden war aber auch freigestellt, andere Standorte, zum Beispiel am Mainufer, zu wählen.
Von meiner Seite habe ich den Studentinnen und Studenten jeweils einen Text zur Verfügung gestellt, in dem ich die Idee für einen Euro-Pavillon näher erläuterte und ein sich daraus ergebendes Raumprogramm skizzierte. Die jüngste Fassung dieses Textes findet sich hier.
Wie die Entwürfe zeigen, haben die Studenten und Studentinnen diese Überlegungen sehr frei umgesetzt; nicht alle haben das Raumprogramm vollständig realisiert. Die zweite Studentengruppe hat die Entwürfe in der Grünanlage in der Nähe des Eurotowers in der Frankfurter Innenstadt platziert, also in der so genannten Wallanlage. Für die Wallanlage gibt es allerdings ein Jahrhunderte altes Bebauungsverbot („Wallservitut“), das vom Verfasser ausdrücklich nicht in Frage gestellt wird. Gleichwohl werden zwei Entwürfe gezeigt, zum einen, um dem Engagement der Studentinnen und Studenten Anerkennung zu zollen, zum anderen, weil sich diese Entwürfe so oder ähnlich auch an anderen Standorten realisieren lassen dürfte und damit geeignet erscheinen, die Phantasie anzuregen.
Angesichts der Sorgen um eine Verödung der Innenstadt könnten auch andere Standorte in Betracht gezogen werden, zum Beispiel in Häusern, in denen der traditionelle Einzelhandel nicht mehr ausreichend Zuspruch findet, oder in neuen Hochhäusern, die auf einem kleinen Teil ihrer Fläche eine nicht-kommerziellen, öffentliche Nutzung einräumen sollen. Ein attraktiver Euro-Pavillon könnte diesen Gebäuden zusätzliche Besucherinnen und Besucher bringen.
Die Entwürfe sind hier abrufbar.

Der Verfasser Dr. Benedikt Fehr war rund 25 Jahre Finanzredakteur bei der F.A.Z., ab 2009 Kommunikationschef der Deutschen Bundesbank und von 2011 bis Januar 2018 Leiter der Bildungsaktivitäten der Bundesbank. In letztgenannter Eigenschaft war er für die im Dezember 2016 abgeschlossene Neugestaltung des Geldmuseums der Bundesbank zuständig.

Im Herbst 2020

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Das Projekt "Euro-Pavillon" in Frankfurt

Als Sitz der Europäischen Zentralbank (EZB) ist die Stadt Frankfurt die "Hauptstadt des Euro". Dies ist ein Alleinstellungsmerkmal unter den vielen touristischen Reisezielen in Europa. Doch können dies bislang weder die Bürgerinnen und Bürger der Stadt noch die Touristinnen und Touristen praktisch erfahren und als einzigartiges Frankfurter Erlebnis mit nach Hause nehmen. Denn das Gebäude der EZB beherbergt zwar ein Informationszentrum, liegt aber abseits der Innenstadt und ist für Bürger sowie Touristen schwer zugänglich. Und die Euro-Skulptur vor der ehemaligen EZB-Zentrale in der Frankfurter Innenstadt ist nur ein Fotomotiv ohne Aussage und weitergehendes Erlebnis.

Vor diesem Hintergrund entstand die Idee, auf dem Goetheplatz/Rossmarkt einen "Euro-Pavillon“ zu schaffen. Dieses zwei- oder dreistöckige Gebäude könnte von der Grundform her kreisrund sein. Dieser Standort im Herzen der „Europastadt Frankfurt“ erscheint angemessen, wenn sich Frankfurt als „Hauptstadt des Euro“ präsentieren will. 

Der Pavillon beherbergt im ersten Stock (Erdgeschoss) und den davorliegenden Freiflächen ein Bistro, das unter anderem Frankfurter Spezialitäten anbietet. Es steht jedermann offen und dient damit der Begegnung von Bürgern und Besuchern der Stadt. Ferner befindet sich im Erdgeschoss ein Shop, der Frankfurt- und Euro-Mitbringsel anbietet, vom Bembel bis zum Euro-Schreddergeld, vielleicht auch eine Tageszeitung aus jedem Euro-Land.

Der zweite Stock beherbergt zweierlei, einen Vorraum zum Kino und den Kinosaal. Im Vorraum zum Kino, einem kleinen Informationszentrum, sind Touchscreens aufgestellt, auf denen die Besucher einige "harte" Informationen zu Frankfurt, zum Euro und der Währungsunion sowie zum europäischen Einigungsprozess abrufen können. Zum Beispiel gibt es einen Screen mit Informationen zur Stadt Frankfurt. Ein anderer Screen zeigt eine Weltkarte, auf der sich Besucherinnen und Besucher Daten zum Beispiel zur Bevölkerungszahl von Japan im Vergleich zum Euroraum abrufen können, ferner zur Wirtschaftsleistung und der Wirtschaftsleistung pro Kopf (ähnlich für andere große Wirtschaftsnationen).

Im Kinosaal wird mit moderner 360-Grad-Technik ein hochklassiger, emotional-informativer Film gezeigt, Arbeitstitel: "Frankfurt - City of the Euro". Dieser ca. 20-minütige, mit schöner Musik untermalte Film zeigt zum einen Frankfurt als Banken- und Messestadt, angefangen von der Münzreform Karls des Großen im Jahre 794 in der Kaiserpfalz bis zur aktuellen "Hauptstadt des Euro". Zum anderen und als Hauptthema präsentiert er den Euro als ein Ergebnis des europäischen Einigungsprozesses und den Euroraum, also die derzeit 19 EU-Länder, die den Euro nutzen, in ihrer ganzen Schönheit und Vielfalt an Landschaften, Kultur, Architektur, Wissenschaft, Mode, Wirtschaftsunternehmen. Der Film, der ohne Worte auskommt, vielmehr nur mit Bildern "erzählt", richtet sich insbesondere auch an Touristinnen und Touristen aus aller Herren Länder, die wenig informiert sind. Sie bekommen so einen kurzen, aber nachhaltig wirkenden Eindruck - möglicherweise am ersten Tag ihres Europa-Urlaubs, da Frankfurt für viele Europa-Reisende der erste Anlaufpunkt ist.

Generell werden alle Informationen auf leicht verständliche und unterhaltsame Art präsentiert. Dabei kommt im Kino und im Vorraum modernste, wenn nicht gar avantgardistischer Technik zum Einsatz, damit die Besucher Frankfurt und den Euroraum als Standort von Hochtechnologie wahrnehmen. Ähnlich sollte auch der gesamte Pavillon architektonisch ein modernes Highlight sein und damit einen markanten anziehenden Gegenpol zur Neuen Altstadt bilden.

Sollte sich ein dritter Stock realisieren lassen, könnten das Kino diese gesamte Etage ausfüllen. Das Informationszentrum (der "Vorraum") sowie der Shop könnten den zweiten Stock einnehmen. Eine frei begehbare Dachterrasse mit Liegestühlen wäre im Sommer sicherlich ein beliebter Anziehungspunkt. Der Goetheplatz/Rossmarkt würde durch den Euro-Pavillon gewinnen, da solch ein Pavillon den Ort mit einem Alleinstellungsmerkmal mit starker, identitätsstiftender Bedeutung "auflädt".

Auch alternative Standorte sind denkbar, zum Beispiel unmittelbar neben der früheren EZB-Zentrale in der Frankfurter Innenstadt. Dieses Hochhaus, heute "Eurotower" genannt und von der EZB-Bankenaufsicht belegt, hat einen Anbau, der in die benachbarte Grünanlage reicht. Er beherbergte ursprünglich ein öffentliches Lokal samt Sitzplätzen im Außenbereich. Diesen Anbau nutzt die EZB derzeit zweckentfremdet als Fitness-Studio für ihre Beschäftigten. Würde der Anbau in einen mehrstöckigen Euro-Pavillon umgebaut, entstünde hier wieder ein öffentliches Lokal, samt den zusätzlichen Angeboten des Euro-Pavillons. Dies würde diesen attraktiven Standort an der "Wallanlage" aufwerten und beleben. Durch die benachbarte Euro-Skulptur und den Eurotower ist der Ort bereits mit dem Thema "Euro" verbunden.

Als weiterer Standort für den Euro-Pavillon kommt z.B. auch das Mainufer in Frage. 

Durch die günstige Lage in der Innenstadt kann der "Euro-Pavillon" zu einer eigenständigen Attraktion für Bürger und Touristen werden, in der man auf unterhaltsame Art für kleines Eintrittsgeld in 30 bis 45 Minuten etwas erleben, entspannen und gleichzeitig einige Basis-Informationen über Frankfurt, den Euro und die Währungsunion sowie den europäischen Einigungsprozess mitnehmen kann.

 

Raumprogramm: Gästeraum Bistro/Restaurant; Küche; Personalraum; Shop; Toiletten; Vorraum Kino für Touchscreens; Kinosaal; Technikraum; Treppen und Aufzug.
Im Sommer 2020.